Erfahrungen mit Wurzelpower, Bewurzlungshilfe oder Wurzelaktivator

    • 1Siham schrieb:

      Wie ist das eigentlich, wenn man zu einem Monatsthema nach dem Monat noch etwas zu sagen/fragen hat?? Das frage ich mich schon seit einer Weile Neuen Thread aufmachen oder im alten Monatsthema??


      Natürlich dürft ihr auch weiterhin in den Monatsthemen schreiben, auch wenn wir aktuell schon in einem anderem Monat sind :zopfie_ja
      „Die Zukunft hängt von dem ab, was du heute tust. :!:
      – Mahatma Gandhi
    • Religiöse Überzeugungen & lautstarkes Gelächter versus Praxisergebnisse

      Mein Beitrag kommt zwar genauer betrachtet jetzt einen Monat zu spät, aber nach der Durchsicht der Beiträge zu diesem Thema mag ich die eine oder andere Weisheit nicht ganz unkommentiert lassen.
      Auch ich bearbeite seit etlichen Jahren Stecklinge mit Bewurzelungspulver (Rhizopon, niederländisches Produkt).
      1. Ein Verfallsdatum konnte ich nie feststellen, meine vor inzwischen fast 8 Jahren erstandenen 100 Gramm sind heute noch ebenso wirksam wie damals. Und hoffentlich bleibt das auch so, denn mit ca. 200 Stecklingen jährlich wird das Zeug auch noch einige Jahre durchhalten, bis es alle ist. Und ich lagere es nur auf dem Fenserbrett meiner Wohnküche...also sicher nicht perfekt, aber (noch) unerreichbar für meine Tochter und doch immer griffbereit.
      2. Auch ich "schäle" meine Stecklinge, allerdings mit einem Cutter-Messer & verletze dabei absichtlich das Kambium derart, dass das Bewurzelungspulver eine höhere Angriffsfläche auf diese für das Zellwachstum "zuständige" Schicht hat. Die Angriffsfläche des unteren Schnittes - selbst wenn er schräg ausgeführt wird) ist bei schwerer bewurzelbaren Stecklingen nach meinen Erfahrungswerten nicht ausreichend, der Steckling benötigt zu lang für die Wurzelbildung & "verhungert". Dagegen erzielte ich mit einer alleinigen vertikalen Einkerbung des Stiels kaum bessere Ergebnisse.
      3. Um Missverständnisse auszuräumen: Meine Vermehrungsversuche erstrecken sich unter anderem auf Bougainvilleen und Abutilon megapotanicum - wer das bereits versucht hat, weiss sicher ebenfalls, dass eine langjährige 90%-ige Erfolgsquote nicht erreicht wird, weil man durch Zufall immenses Glück hatte, dass die Pflanzen trotz Fehlern in der Stecklingszucht trotzdem unbedingt wurzeln wollten.
      4. Stichwort Kokoserde: Dank meiner Orchideen lernte ich dieses Medium kennen & gerade aufgrund seiner fehlenden Zusatzdüngung als Anzuchterde für meine Stecklinge sehr schätzen. Die im Handel erhältlichen Kokosziegel sind nicht nur handlich & überaus wirtschaftlich, sondern der fehlende Düngerzusatz garantiert auch, dass die jungen, neuen Wurzeln nicht "verbrennen". Zudem ist das Material auch für die empfindlichsten Wurzeln "fluffig" genug und kann nahezu ebenso viel Wasser speichern wie Perlite oder Seramis. Und bei entsprechender vorgängiger Desinfektion via Mikrowelle (Aufquellen des Ziegels mit kochendem Wasser funktioniert ebenso gut) hat auch der gefürchtete Schimmel kaum noch Chancen, sofern sauber gearbeitet wird.
      5. Bewurzelungspulver löst sich wie bereits erwähnt in Wasser nicht vollständig auf, da die im Pulver beigemengten Anteile an Hilfsstoffen nicht wasserlöslich sind - sehr wohl aber die wirksamen Hormonbestandteile. Eine seeehr kleine Messerspitze je Liter Wasser ist ausreichend, um die gewünschte Wirkung auf die eingestellten Stile zu haben. Wichtig ist hierbei nur, dass der Wurzelbereich bestmöglich abgedunkelt wird (ich stelle das Glas z. Bsp. immer in einen Waschhandschuh), damit die Hormone nicht durch UV-Lichteinwirkung zu rasch zersetzt und abgebaut werden, bevor die Zellen das Hormon aufnehmen konnten. auch hier konnte ich mit meiner Schönmalve beste Ergebnisse erzielen (ebenfalls wie oben erwähnt geschält natürlich).

      Alles in Allem: Irgendwie scheine ich mit meiner Praxisweisheit Ergebnisse erzielt zu haben, die laut den hier abgegebenen Statements gar nicht möglich sind :ironie ...puh, was für ein Glück, dass meine Stecklinge davon nichts wissen :zopfie_verlegen
      Grün mit "G" ... wie "glücklich" :freuspringer
    • InaCH schrieb:

      2. Auch ich "schäle" meine Stecklinge, allerdings mit einem Cutter-Messer & verletze dabei absichtlich das Kambium derart, dass das Bewurzelungspulver eine höhere Angriffsfläche auf diese für das Zellwachstum "zuständige" Schicht hat. Die Angriffsfläche des unteren Schnittes - selbst wenn er schräg ausgeführt wird) ist bei schwerer bewurzelbaren Stecklingen nach meinen Erfahrungswerten nicht ausreichend, der Steckling benötigt zu lang für die Wurzelbildung & "verhungert". Dagegen erzielte ich mit einer alleinigen vertikalen Einkerbung des Stiels kaum bessere Ergebnisse.
      Könntest du das bitte mal mit einem Foto festhalten, wie das aussieht? Wäre für mich total interessant. Ich habe unter dem Begriff "Schälen" nämlich immer das Schälen von Kartoffeln und Karotten vor Augen :zopfie_peinlich

      Mir geht durch den Kopf, ob das wohl pflanzenspezifisch ist, ob man "schälen" kann....
    • Ich hab Dir mal rasch eine Schemazeichnung erstellt, an der man erkennen kann, was ich wie wegschäle & was nicht. Wenn der Steckling zudem noch ein "Auge" hat, kerbe ich dieses zusätzlich noch ein und wenn ich einen Steckling noch nie vorher in den Händen hatte, behandle ich ihn derart nur auf einer Hälfte & lasse die andere, wie sie ist - die Ergebniskontrolle nach dem Wurzeln zeigt dann sehr genau, wo sich die Wurzeln wirklich gebildet haben & dann bin ich gleich wieder ein wenig schlauer für das nächste Experiment mit derselben Spezies.

      Und ja, es ist schon pflanzenspezifisch, aber im Gros analog anwendbar - die im Schema abgebildeten Schichten sind üblicherweise beim Pflanzen-, Baum- & Strauchspross vorhanden (spezielle Fälle wie Pilze usw. fallen da natürlich raus). Es gibt bei näherem Hinsehen natürlich noch diverse Unterschiede im Sprossaufbau (z. Bsp. bei monokitylem und dikotylem Aufbau), aber bezüglich der Bewurzelung von im Alter verholzenden Stauden, Sträuchern & Bäumen bin ich damit bislang meist erfolgreich gewesen.

      Das Photo folgt morgen im Laufe des Tages (mag heute nicht mehr, mein Bett brüllt schon fast).
      Dateien
      Grün mit "G" ... wie "glücklich" :freuspringer
    • So, ich habe mal ein paar unterschiedliche Stecklinge zur Beispielansicht laut Beschreibung präpariert. Von links nach rechts auf dem Gruppenbild seht ihr Kirschlorbeer, Perückenstrauch, Ballhortensie, Kletterhortensie, Bougainvillea & Kamelie.
      Am Kirschlorbeer habe ich zuviel weggeschält --> das helle Mark ist sichtbar --> so bitte nicht, das wird nix
      Am Perückenstrauch habe ich den unteren Teil bis zum Kambiumstart abgeschabt, im oberen Teil ist noch gut der anteil der primären Rinde erkennbar. Solcherart präpariert hat er ebenfalls schon bessere Chanzen zu bewurzeln als mit Epidermis.
      Die Spitzen der anderen vier sind jeweils bis zum Kambium freigelegt und haben damit sehr gute Chancen zu wurzeln.

      Es gibt noch einige Pflanzen (z. Bsp. das Pfaffenhütchen), bei denen das innere Mark extrem dünn bis kaum verhanden ist und auch das Kambium ultradünn ist. Wenn ich keine Chance habe, zu warten, bis ein Senker für mich abfällt (beispielsweise im Urlaub), dann schleife ich den Spross gaaaanz vorsichtig (nicht lachen bitte) mit Schleifpapier an (nicht gröber als 1000er).

      Wichtig ist vielleicht noch, dass man bei einer sehr harten Epidermis schon eher schnitzen als schaben muss & deshalb mit viel Ruhe darangehen sollte, damit es nicht schief geht (siehe Beispiel Kirschlorbeer). Empfehlenswert ist eine Übungsrunde mit Abfallstielen, bevor man sich an etwas Wertvolleres wagt. Im Übrigen zeigt der schräge Anschnitt meist schon sehr gut, wie dick die einzelnen Schichten wirklich sind & wie zaghaft man damit umgehen muss.
      Dateien
      Grün mit "G" ... wie "glücklich" :freuspringer
    • Mh...mir ist gerade noch aufgefallen, dass ich möglicherweise zuviel voraussetze:
      Das angeschabte Cambium darf nicht austrocknen. Also am besten anschaben, in Bewurzelungspulver tunken, Überschuss abklopfen und dann direkt rein ins feuchte Pflanzloch des Substrats und soft andrücken...
      Oder bis zum Einsetzen wenigstens noch in ein Wasserglas stellen :zopfie_grinszahn
      Grün mit "G" ... wie "glücklich" :freuspringer
    • Nein. Fäulnis entsteht durch Bakterien nebst Wasserüberschuss und unzureichender Sauerstoffversorgung.
      Durch die vorgängige Desinfizierung des Substrates tötest Du existente Spuren von Bakterien darin ab und solange Du halbwegs sauber arbeitest (Stecklinge vorher mit klarem Leitungswasser abspülen) und die Stecklinge weder ertränkst, noch unter einer Folie völlig luftdicht wegschliesst (Belüftungslöcher/-einschnitt im oberen Drittel), sollte innerhalb der nächsten 4 Wochen auch bei 24 - 27°C nichts schiefgehen. Meist wird sich spätestens dann bereits das erste sichtbare Wachstum des Stecklings zeigen, üblicherweise ein Zeichen für gebildetes Wurzelwerk. Andernfalls ist es ratsam, den Substratballen sehr vorsichtig zu kontrollieren.
      Mit zusätzlichem Stickstoff gefütterte Substrate (Stichwort Dünger) verkürzen diese Galgenfrist übrigens und behindern zeitgleich die Wurzelbildung (wie bei Sämlingen).
      Grün mit "G" ... wie "glücklich" :freuspringer
    • Ich möchte Euch mal zeigen was nach der Anleitug InaCH ,mit den Bougavillen-Stecklinge geworden ist,
      die Stecklinge habe ich am 05.11.2015 von meinen Bougavillen geschnitten und sie Heute das erste Mal
      kontrollier und auch nur ,weil ich vor paar Tage so dumm war, die Töpfe in ein mit Wasser gefüllten Behälter
      bis fast zum Topfrand zu tauchen :zopfie_traurigja .Die Stecklinge fingen an zu treiben und ich dachte sie wären jetzt
      zu trocken und an statt ich die Tüten entferne und von oben bisschen gieße. habe ich die Töpfe getaucht.
      Nun hatte sich Schimmel gebildet und es flog auch eine Trauermücke in einer Tüte,was vorher garnicht.
      Ich hatte genau 50 Stecklinge,3 mußte ich jetzt entfernen,alle anderen Stecklinge sehen sehr gut aus,ich
      habe sie jetzt über Nacht ohne Tüte stehen,damit sie abtrocknen,Morgen kommt die Tüte wieder drauf,
      als Bewurzelungspulver hatte ich ,,Sangral,,.


      DSC00606.JPG


      DSC00604.JPG


      DSC00609.JPG


      DSC00610.JPG


      DSC00605.JPG


      LG von Anne
    • Die Methode ist toll,aber ich muß noch den PC daneben stellen und genau lesen,war ja
      mein erster Versuch so,sonst immer 100% Ausfall,kann man das mit fast allen Stecklingen
      so machen z.B. bei Rosen und Hibiscus ,mit Sangral bin ich im übrigen auch sehr
      zufrieden,ich hatte schon welches über den TG, da habe ich den Erfolg nicht so
      gemerkt.
      Nun hoffe ich das durch das Wässern die Stecklinge nicht zu großen Schaden bekommen
      haben und wenn sie wirklich durch kommen kannst Du gerne welche haben :zopfie_ja
      Das nächste mal mache ich Bilder ,wie ich es genau gemacht habe und falls es noch
      mehr probieren bitte auch ,damit man nicht immer nach lesen muß und fremde Bilder
      behalte ich länger im Kopf und jede Pflanze ist ja anders.
      Ich freue mich so diese Methode kennen gelernt zu haben :freu das ist so ein
      großer Schritt in der Vermehrung,in dem einen Topf ist ein Steckling von meiner
      Gespensterblume,der sieht auch noch super aus,letztes Jahr wurden von ca 20 Stecklinge
      3 etwas und da war ich auch schon sehr zufrieden.

      LG von Anne
    • Das Wässern ist ja noch nicht sooo lange her. Allerdings wird ein Tag ohne Tüte vermutlich nicht ausreichen, um das Substrat wieder zu "heilen" und dort, wo schon sichtlich Schimmel und Trauermücken auftraten, wäre die Verdunstungsreduktion eh keine gute Idee mehr.
      Da die Steckies bereits Wurzeln haben sollten (Indikator Neuaustrieb) würde ich persönlich zwei Dinge versuchen: bei den Töpfen mit sichtbarem Schimmel sehr behutsam den noch nicht mit Wurzeln durchzogenen Anteil Substrat gegen trockenes Austauschen (Ballen aus dem Topf nehmen und vorsichtig gegenklopfen sowie oberste Schicht wenn möglich abtragen, etwas größeren Topf wählen und trockenes Substrat auffüllen). Zweite Massnahme: Tüte kürzen bzw. mit Stöckchen anheben, so dass zwischen Topfrand und unterem Tütenende etwa 2 cm offen bleiben. Das bewirkt, dass die Verdunstung über die Blätter weiterhin noch niedrig gehalten wird, bis die Wurzeln kräftig genug sind für die Abhärtung und die überschüssige Feuchtigkeit aus dem Substrat trotzdem rascher entweicht.
      In etwa einer Woche kannst Du dann wieder von unten giessen (nicht von oben & nur ganz wenig, es darf keinesfalls dauerhaft Wasser im Untersetzer stehen bleiben, eventuellen Überschuss nach ca. einer Viertelstunde einfach wieder abgiessen), der Kappilareffekt sorgt für den Nachzug des wirklich benötigten Wassers nach oben zu den Wurzeln. Und zeitgleich mit der Abhärtung beginnen: Nachts Tüte runter & morgens wieder drauf --> dann können die Blätter nachts viel Sauerstoff aufnehmen & kräftiger werden, werden aber durch die tagsüber gegebene Helligkeit weniger stark zur Sauerstoffproduktion angeregt (Tüte=Sonnenfilter) und verlieren weniger Feuchtigkeit (Treibhausklima). Zu Sylvester solltest Du bereits unten am Topf die Wurzeln sehen können --> der Zeitpunkt, sie zu vereinzelt. Da Du sehr viele Stecklinge je Töpfchen gesetzt hast, brauchst Du dafür dann nochmals Feingefühl und sicher relativ viel Zeit, um die Wurzeln weitestgehend unbeschadet zu separieren.
      Und danach dann viiiiel Platz für die 47 Töpfchen :zopfie_groehl
      Grün mit "G" ... wie "glücklich" :freuspringer
    • Danke,für die Erklärung,es ist ein sehr gutes Substrat wo sie drin stehen und locker ,
      ich habe grade wieder neue Tüten locker rauf gesetzt und ein Stück Gelbtafel mit
      in den Töpfen gesteckt,neu topfen brauch ich sie nicht ,nur jeden Tag beobachten
      und lüften,sie stehen nicht in Anzugserde,dann kann es wohl noch länger dauern
      bis sie durchwurzelt sind.47 Töpfe da habe ich noch garnicht drüber nachgedacht :zopfie_augenroll
      und ja auch nicht mit so einer Erfolgsrate gerechnet,es waren ja nur die Abschnitte
      die ich so und so hatte :zopfie_ja ,ich werde weiter berichten.

      LG von Anne :zopfie_winke
    • So schnell kann sich unerwarteter Platzmangel ergeben :zopfie_grinszahn

      Und um Deine andere Frage noch zu beantworten: Die Technik ist für nahezu alle Stecklinge ausdauernder Pflanzen nutzbar, bei denen der schematische Aufbau übereinstimmt, egal ob Baum, Staude oder Strauch - manchmal braucht es Anpassungen bezüglich Licht, Feuchtigkeit oder Substrat für optimale Ergebnisse und manchmal ist auch eine andere Technik die mit besseren oder schnelleren Resultaten. Zudem gibt es dann noch kleine artenspezifische Eigenheiten: Bei bestimmten Spezies/Sorten treiben zum Beispiel nicht alle Pflanzenteile aus, manchmal MUSS es ein Kopfsteckling, ein anderes Mal bereits ein verholztes Stück des Vorjahreszuwachses sein usw.
      Und für Weich- und Hohlstengelpflanzen wie beispielsweise Lupine funktioniert es allgemein nicht so, auch wenn der Aufbau sehr ähnlich ist. Aber das wäre jetzt wieder ein Stück mehr "fehlplatzierter Thread" :zopfie_peinlich
      Grün mit "G" ... wie "glücklich" :freuspringer