Inzuchtdepression bei Tomaten und anderen Selbstbestäubern

    • Inzuchtdepression bei Tomaten und anderen Selbstbestäubern

      Gestern hab ich zum ersten Mal von dieser Inzuchtdepression erfahren. Ich war stolz, von meinen Tomatenfrüchten, ich wählte immer die größten und schönsten aus, selbst Samen zu gewinnen und dachte, das könne immer so weiter gehen. Doch nun erfahre ich, dass eine Inzuchtdepression auftreten kann, geschwächte Pflanzen entstehen können....
      Habt ihr das schon einmal erlebt? Vielleicht hab ich es bereits erlebt, doch anderen Umständen zugeschrieben...
      Wäre dankbar für eure Beiträge.
      LG Krauti
      Ein Garten ist ein großartiger Lehrer. Er lehrt uns Geduld und umsichtige Wachsamkeit;
      er lehrt uns Fleiß und Sparsamkeit; und vor allem lehrt er vollkommenes Vertrauen.

      Gertrude Jekyll
    • Hei, weil sie doch manchmal etwas aus der Art geschlagen sind, benutze ich meine älteren Samen immer ziemlich lange. Also nehme nicht jedes mal die vom Vergangen Jahr, sodern die Ersten die ich gemacht habe. So ist die Wahrscheinlichkeit, das sie sich vermischt haben, kleiner, da ich nicht verhüte. Trotdem mache ich jedes Jahr Samen von allen Sorten, falls mal welche nicht mehr keimfähig sind.
      Vielleicht ist das unter den Umständen, die Du berichtetst, garnicht sooo schlecht.
      Die Tomatensamen keimen ganz schön lange.
      Außerdem sähe ich immer mind. 5 Samen,( früher 10)...dann kann ich mir immer die kräftigsten Pflanzen auswählen, wenn sie so 10cm groß sind.
      Wenn mal wirklich keine Aufgehen würden, könnte ich auch nochmal nachlegen, wenn ich nicht total zu spät dran bin.

      Es ist immer mal eine Sorte dabei, die aus nicht erkennbaren Gründen etwas mickert. Ich schiebe das aber normal auf Bodenbmüdigkeit oder Lichtmangel, weil die Nachbarsbüsche Östlich immer zu hoch sind.
      VG Monika
      :zopfie_rose Man wird so alt wie ne Kuh und lernt immernoch dazu :zopfie_rose
    • krautundrüben schrieb:

      ich wählte immer die größten und schönsten aus, selbst Samen zu gewinnen und dachte, das könne immer so weiter gehen
      Ja, kann es doch auch!
      Sonst müsste ja jede Sorte mal verschwinden...
      Das passiert doch nur, wenn nicht selektiert wird und das ist ja bei dir nicht der Fall. Wenn du immer nur die Besten weitervermehrst, muss dein Bestand ja im Laufe der Zeit besser werden.

      Der Begriff ist mir aus der Tierzucht geläufig, wenn zwecks der gewünschten Rassemerkmale oft eng verwandte Tiere miteinander verpaart werden um diese bestimmten Merkmale zu festigen - darum gibt es ja auch gehäuft bestimmte Krankheiten bei bestimmten Rassen...
    • Mowa schrieb:

      ..dann kann ich mir immer die kräftigsten Pflanzen auswählen,
      ich glaube, das ist wichtig, ich hab schon mal auch mickerige versucht hochzupäppeln, doch besser ist es, die kräftigsten zu nehmen.
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    • Mowa schrieb:

      Es ist immer mal eine Sorte dabei, die aus nicht erkennbaren Gründen etwas mickert.
      vielleicht ist das dann diese Inzuchtdepression..... hab ja vorher auch noch nichts davon gehört bzw. gewusst. :zopfie_studier
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      Gertrude Jekyll
    • Inzuchtdepression ist ja quasi die andere Seite der Zuchtmedaille.
      Durch Zucht (innerhalb einer Sorte oder Rasse) versucht man ja gerade, eine gewisse Reinerbigkeit zu erhalten. Eben damit alle Nachfahren die gleiche Farbe, den gleichen Geschmack o.ä. haben. Das ist natürlich so gewollt.
      Gleichzeitig führt diese (durch Inzucht zunehmende) Reinerbigkeit (Homozytonie) natürlich auch dazu, dass eventuell negative Eigenschaften vermehrt durchschlagen können. Das betrifft besonders Eigenschaften, die rezessiv vererbt werden, die also im "gemischten" Zustand gar nicht ausgeprägt werden, aber eben auch spontane Mutationen und Crossovers.

      Je größer der Genpool, desto weniger fallen problematische Gene auf. Weil die Wahrscheinlichkeit, dass ein Individuum gleich zwei davon in sich trägt, gering ist Je kleiner der Genpool, desto größer die Gefahr (oder bei gezielter Zucht: die Chance), dass eine Eigenschaft vermehrt auftritt.

      Saatgut ist strenggenommen nie 100-prozentig reinerbig (spontane Mutationen etc), da können sich eben auch ungünstige Dynamiken ergeben.
    • Ich danke euch, ich muss etw. kämpfen, um das alles zu verstehen. :zopfie_peinlich
      Es soll ja besser sein, gleich mindestens 6 Pflanzen einer Sorte anzubauen, doch bisher hatte ich immer pro Sorte nur 1 Pflanze, höchstens mal 2
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      Gertrude Jekyll
    • Generell stimmt das ja auch.
      Aber wenn Du zum Beispiel nur eine Pflanze vermehrst, produzierst Du trotzdem einen "genetischen Flaschenhals", im Guten wie im Schlechten.
      Aber auch wenn die Pflanze top ist und Du nur die super Früchte nimmst, kann es ja sein, dass da etwas bei der Meiose oder sonstwo schiefgegangen ist. Das heißt, die Samen können trotzdem anders sein, als die Elternpflanze(n).
    • Hei, wäre es evt. hifreich, wenn ich zb. 2 Ceur de Beuf nebeneinander anbaue..eine von meinen eigenen und eine von einem Tauschpartner und die Verhütet befruchte, um einen etwas andern Ceur de Beuf Genpol einzubringen? Weil in getrennten Beständen müßten ja auch die Gene geringfügig anders sein, im Laufe der Jahre?

      Ich kenne das von meinen Fischen...Wenn man Jahrelang Junge aus Geschwistern nachzieht, kommt es irgendwann zu defiziten in der Vitalität und auch Färbung. Deswegen hab ich mir mal von der einen Art 5 Wildfänge gegönnt. Die sind potenziell keine Geschwister...die sind soooo toll..aktell setz ich mir alles mit F1 Nachzuchten von denen voll...Die F2 will ich so lange nicht nachziehen, bis die Wildfänge aufhören, sich zu vermehren.

      VG Monika
      :zopfie_rose Man wird so alt wie ne Kuh und lernt immernoch dazu :zopfie_rose
    • Mowa schrieb:

      wäre es evt. hifreich, wenn ich zb. 2 Ceur de Beuf nebeneinander anbaue..eine von meinen eigenen und eine von einem Tauschpartner und die Verhütet befruchte, um einen etwas andern Ceur de Beuf Genpol einzubringen?
      Ja, das wäre hilfreich.
      Das wird ja auch in der allgemeinen Zucht so gemacht. Sei's, wenn Wildpopulationen wie im Zoo vermehrt werden, aber auch wenn man bestimmte engumrissene Rassen züchtet.
    • krautundrüben schrieb:

      doch bisher hatte ich immer pro Sorte nur 1 Pflanze, höchstens mal 2
      Da kannst du dann halt nicht wirklich auswählen...
      Ich hatte dieses Jahr zum ersten mal Venusbrüstchen Tomaten, es waren 4 oder 5 Pflanzen. Samen hab ich nur von der Pflanze genommen, die den besten Wuchs und die größten Früchte hatte.
      Bei der Rondobella genau so.
      Ich streng mich auch so an, um es meinem Gartennachbarn zu zeigen :kichergirl der meint nämlich bei uns wäre so ein schlechtes Mikroklima, dass nichts wachsen würde. Ich schieb es aber eher auf sein gärtnerisches Geschick... :zopfie_glubsch
    • ich hab mich nicht korrekt ausgedrückt,
      ich meinte, als Endergebnis hab ich nur 1 Pflanze behalten, natürlich die schönste.
      Aber es wäre besser, mehrere zu haben, die sich gegenseitig bestäuben, hab ich gehört, damit nicht diese Inzuchtdepression auftritt.
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    • Plumeria79 schrieb:

      Ich schieb es aber eher auf sein gärtnerisches Geschick...
      Das is aber auch oft, das die Leute meinen..alle Pflanzen können von Luft und Liebe leben...dabei ist es schon so..von nix, kommt nix.
      Also die Düngerei ist die Wissenschaft...zuviel is nix und zu wenig auch nicht. Das richtige Maß pro Pflanze ist die Kunst...
      VG Monika
      :zopfie_rose Man wird so alt wie ne Kuh und lernt immernoch dazu :zopfie_rose
    • krautundrüben schrieb:

      Aber es wäre besser, mehrere zu haben, die sich gegenseitig bestäuben, hab ich gehört, damit nicht diese Inzuchtdepression auftritt.
      Ja, das ist auf jeden Fall besser :zopfie_ja
      Aber das dauert auch mit der Inzuchtdepression - deshalb soll man ja auch nicht jedes Jahr Samen nehmen, sondern erst mal die alten "aufbrauchen" - so verschiebt man nämlich den Zeitpunkt, wo die Inzuchtdepression wahrscheinlicher wird, nach hinten :zopfie_ja
      Das hat ja Nachbarin auch immer falsch gemacht - die hat alle Samen ausgesät und dann die überflüssigen Pflanzen verschenkt oder weg gegeben. Dann hatte sie natürlich fürs nächste Jahr keinen Samen mehr und musste welchen nehmen.
      Hätte sie nur 2 oder 3 Körnchen ausgesät, hätte ihr Samen wahrscheinlich locker 5 Jahre und länger gehalten und sie müsste dann erst wieder frischen Samen nehmen.

      Aber wenn du merkst, dass bei dir eine Sorte nicht mehr richtig will, kannst du dir doch wieder frisches Saatgut anfordern oder kaufen :zopfie_ja
      LG Rena :tiersmilie02
    • zitze schrieb:

      Aber das dauert auch mit der Inzuchtdepression
      Das wäre ja mal interessant zu wissen. Ob bei Tomaten überhaupt Inzuchtdepressionen auftreten und falls ja, wie lange es in der Regel dauert :zopfie_studier . Ich kenne es nur theoretisch mit den Inzuchtlinien, die dann für gezielte F1-Kreuzungen genutzt werden um den Heterosiseffekt auszunutzen :zopfie_studier .
      Viele Grüße
      Iris :kaktusdaniel
    • zitze schrieb:

      Ja, das ist auf jeden Fall besser
      Aber das dauert auch mit der Inzuchtdepression - deshalb soll man ja auch nicht jedes Jahr Samen nehmen, sondern erst mal die alten "aufbrauchen" - so verschiebt man nämlich den Zeitpunkt, wo die Inzuchtdepression wahrscheinlicher wird, nach hinten
      das leuchtet mir ein. Werde ich in Zukunft so machen.
      Ich hatte z.B. Paprika Roter Augsburger und bekam gestern eine solche als Zugabe. Dann wäre es doch sinnvoll, beide nebeneinander anzubauen, oder?
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      Gertrude Jekyll
    • krautundrüben schrieb:

      Ich hatte z.B. Paprika Roter Augsburger und bekam gestern eine solche als Zugabe. Dann wäre es doch sinnvoll, beide nebeneinander anzubauen, oder?
      Da die Samen bei Paprika längst nicht so lange keimfähig bleiben wie bei den Tomaten, ist das sehr sinnvoll :zopfie_ja
      Da würde ich dann auch eine gezielte gegenseitige Bestäubung vornehmen :zopfie_ja
      LG Rena :tiersmilie02